Rosa von Praunheim ist gestorben, das wurde am 17.12.2025 bekannt. wurde 83 Jahre alt. Bei queer.de steht: Erst am Freitag (12.12.2025) hatte Praunheim seinen langjährigen Partner Oliver Sechting geheiratet (queer.de berichtete). Das Paar war bereits seit 2008 zusammen. „Wir haben im Kreis enger Freunde und Weggefährten geheiratet, nachdem ich ihm im September einen Heiratsantrag gemacht hatte“, erklärte von Praunheim nach der Trauung auf Instagram.
Rosa von Praunheim, geboren 1942 als Holger Radtke in Riga, zählt zu den prägendsten deutschen Filmemachern und Aktivisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs er am Rand von Berlin auf, bevor seine Familie 1953 aus der DDR nach Westdeutschland floh. Im Laufe seiner Karriere schuf er mehr als 150 Kurz- und Langfilme und schrieb damit Filmgeschichte. Gleichzeitig wurde er zu einer wichtigen Figur der Schwulenbewegung in Deutschland.
Besonders in den 1970er Jahren sorgte Rosa von Praunheim mit seinem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ für großes Aufsehen und gesellschaftliche Diskussionen. Auch später blieb er eine polarisierende Persönlichkeit. Anfang der 1990er Jahre outete er öffentlich bekannte Persönlichkeiten wie Hape Kerkeling und Alfred Biolek gegen deren Willen, was stark kritisiert wurde. Diese Aktion verteidigte er später mit dem Argument, Menschen in den Medien hätten eine besondere gesellschaftliche Verantwortung.
Inhaltlich setzte sich Rosa von Praunheim immer wieder mit gesellschaftlichen Tabuthemen auseinander, darunter die Aids-Krise, Sexarbeit und seine eigene Familiengeschichte. Der Dokumentarfilm „Meine Mütter – Spurensuche in Riga“ entstand aus der überraschenden Erkenntnis, dass seine Mutter nicht seine leibliche Mutter war. Zuletzt erschien sein autobiografischer Film „Satanische Sau“, der auf der Berlinale mit dem Teddy Award als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde.
Zum Tod von Rosa von Praunheim hier zwei Interviews, die ich mit ihm geführt habe: Zur Ausstellung „Rosen haben Dornen“ im November 2011 zum 70. Geburtstag und im Februar 2016 beim Teddy Award.
Zum Tod von Rosa von Praunheim hier noch zwei Interviews, die Thomas Diedrichs mit ihm geführt hat: Zur Aussstellung „Rosen haben Dornen“ im November 2011 zum 70. Geburtstag und im Februar 2016 beim Teddy Award.

Rosa von Praunheim Interview bei „30 Jahre Teddy Award“ (2016)
Ich habe Rosa von Praunheim zum 30-jährigen Jubiläum des Teddy Award interviewt. Er zeigt sich überrascht über die langjährige Erfolgsgeschichte des Preises, der von kleinen Anfängen bis zu glamourösen Veranstaltungen mit prominenten Gästen gewachsen ist. Gleichzeitig erinnert er daran, dass Homosexualität in vielen Ländern weiterhin diskriminiert wird. Praunheim selbst hat einen Dokumentarfilm über 30 Jahre Teddy Award gedreht, der auf Arte gezeigt wurde. Er betont, dass schon immer interessante, mutige Filmemacher teilgenommen haben, darunter auch spätere Stars wie Pedro Almodóvar.

Rosa von Praunheim – Interview bei der Ausstellung „Rosen haben Dornen“ (2022)
Rosa von Praunheim feiert seinen 70. Geburtstag mit 70 Filmen, einer Ausstellung, einer Gala und einem Buch. Die Filme behandeln vielfältige Themen seines Lebens, von starken Frauen über queere Identitäten bis zu HIV/AIDS. Seine Zeichnungen, teils animiert, dienen als Zwischenfilme. Die Ausstellung „Rosen haben Dornen“ zeigt sieben thematische Räume. Sein Buch „Ein Penis stirbt immer zuletzt“ enthält 70 Zeichnungen und Kurzgeschichten. Für die Zukunft plant er Gelassenheit statt Eile. Zur Schwulenbewegung betont er Engagement, Solidarität und den Kampf gegen Repression weltweit. Das Interview führte ich November 2011 bei der Eröffnung zur Ausstellung “Rosen haben Dornen”.
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Autor / Fotos: Thomas Diedrichs